Fahren

Hier mal einige Informationen, was man beim Fahren beachten sollte – ist doch E-Autofahren ein wenig anders als beim Verbrenner

Allgemeines

E-Auto fahren macht – in der Regel – Spaß! 1Im Kapitel Reichweite seht ihr, warum ich den Zusatz – in der Regel verwendet habe. Im Unterschied zum Verbrenner, sehe ich im Display meinen aktuellen Verbrauch2wäre vielleicht auch eine Idee, alle Verbrenner mit einer Anzeige zum aktuellen Benzinverbrauch auszustatten und die aktuelle Reichweite. Wenn ich dann mit 180 über die Autobahn jage und den Verbrauch sehe, fahre ich automatisch schon langsamer.

Zugegeben, ab und an geht mit mir auf einer leeren Autobahn ohne Tempolimit dann schon einmal der Rennfahrer durch. Aber im Allgemeinen fährt man als E-Auto Fahrer in solchen Momenten eher mit 130 – 140 km/h, weil es einfach viel entspannender ist. Und am Ende dauert das Laden an der DC Ladesäule die Zeit länger, die man schneller dort ankommt.

Einfach losfahren – ja das geht. Aber wer die Strecke nicht kennt und nicht weiss, wo man sinnvoll laden kann, der wird schnell Probleme bekommen. Zudem wisst ihr nicht immer, ob die Ladesäule auch frei ist. Dazu kommt, das die Ladesäulen nicht wie Tankstellen ausgeschildert sind3Manchmal sind sie sogar ausgeschildert, aber man findet sie trotzdem nicht, weil sie irgendein Witzbold in die hinterste Ecke des Parkplatzes hinter die Mülltonnen platziert hat….

Auf kürzeren Strecken fahre ich natürlich einfach los – ohne Navigationssoftware. Aber in der Regel nutze ich auch auf bekannten Strecken das eingebaute Navigationssystem. E-Autos sind im Prinzip zu nutzen, wie Verbrenner mit Automatik. Der Wahlhebel in der Mitte hat in der Regel nur noch folgende Funktionen:

  • Parkmodus – damit wird oftmals auch die elektronische Handbremse aktiviert
  • N – Stellung – braucht man nur in der Waschanlage oder wenn der Wagen abgeschleppt wird. In dieser Stellung würde das Fahrzeug ohne Bremsen rollfähig bleiben.
  • Rekuperationsstellung – nicht bei allen Fahrzeugen vorhanden. Bei BMW unterscheidet man zwischen B und D Modus. Zum Them Rekuperation gibt es weiter unten noch ein Kapitel.
  • Sport/Economy Modus – ist bei einigen Fahrzeugen ein extra Taster

Wer gerne Achterbahn fährt, den wird die Beschleunigung im E-Auto begeistern. Von 0 auf 100 in 5-8 sec ist durchaus normal. Allerdings solltet ihr auch an eure Beifahrer denken, denn nicht jeder kann mit dieser Form der Beschleunigung umgehen. Auch eure Reifen werden bei starker Beschleunigung viel stärker in Mitleidenschaft gezogen – wer mal öfter Formel-1 Rennen gesehen hat, weiß was ich meine.

Trotzdem ist es natürlich super zu wissen, das man bei einem Überholvorgang auch ausreichend Reserven hat. Auch das Einfädeln auf der Autobahn ist so wesentlich angenehmer. Aber man muss dem Porsche an der Ampel neben sich nicht wirklich beweisen, das man schneller beschleunigen kann.

Auf bekannten Strecken kenne ich oftmals auch meine bevorzugte Ladesäule, da ich meistens mit 80% oder 100% SoC von zuhause los fahre. Dann sollte ich nur daran denken, den Akku 15 – 20min vor Ankunft an einer Schnellladesäule vorzuwärmen – sofern mein Wagen diese Funktionalität bietet. Auch ohne Vorwärmen kann ich Laden – aber die Ladedauer erhöht sich dann – gerade im Winter – um ca. 30%.

Kurz vor der heimischen Wallbox kann der Wagen auch mal bis auf 5% runter gehen – er sollte aber danach direkt geladen werden. Die Reichweite wird meist mit angezeigt. Und natürlich würde ich sowas nie bei voller Autobahn und hohem Risiko von Stau kurz vor dem Heimathafen machen.

Langstrecke

Bei geplanten Langstrecken gebe ich am Vorabend mein Ziel über das Smartphone zuhause im Sessel ein und stelle außerdem ein, dass der Wagen zur Abfahrtszeit auf 100% geladen sein soll. (siehe dazu nächstes Kapitel). In der Regel sagt mir dann die App auf dem Smartphone auch, wie weit ich ohne zu laden komme und wo die Ladesäule ist, an der ich Zwischenladen muß. Hier unterscheiden sich auch die Hersteller – so hat BMW eine eigene BMW-App für Android und iPhone. Mehr dazu im Kapitel zum Fahrzeug.

Es gibt diverse Optionen, die ich einstellen kann. Wichtigste ist die SoC am Ziel. Kann ich am Ziel laden, so reicht mir eine SoC von 20% – andernfalls stelle ich 30% ein, falls es in der Nähe des Ziels eine Ladesäule gibt.

Auch die SoC an der Ladesäule kann ich einstellen – im Winter verwende ich da eher den Wert 30% und im Sommer 20%. So kann ich auch noch kurz vorher in einen Stau geraten, ohne Angst zu haben, das ich erfriere. Schöner Link zum Mythos der erforenen E-Autofahrer im Stau findet sich hier.

Die Heizung benötigt im Winter ca. 0,6 kW pro Stunde – bei meiner 85kW/h Batterie sind 20% also 17 kW/h – da kann man schon lange im Stau stehen! Der Wert ist übrigens fast 3x so hoch ohne Wärmepumpe.

Beim Verbrenner konnte man in den Optionen der Hersteller eine Standheizung hinzu buchen. Das ist beim E-Auto nicht erforderlich – Klimatisierung im Stand ist hier Standard – in der Regel auch so, dass ich bereits über meine Smartphone App die Klimatisierung aktivieren kann. Von der Standklimatisierung – vor allem im Winter – auch Gebrauch machen! Die obigen 0,6 kW/h beziehen sich nämlich auf das Halten der Temparatur. Wie bei jeder Elektroheizung ist der höchste Verbrauch am Anfang bis zum Erreichen der eingestellten Temparatur!.

Reichweite

Klar – je größer der Akku und je höher die Ladeleistung, desto weniger müsst ihr Zeit an der Ladesäule verbringen – und umso weiter kommt ihr auch, wenn auf der Strecke kaum Ladesäulen vorhanden sind.

Und natürlich spielt es auch eine Rolle, wie schnell das Auto laden kann – Stichwort 800V Technologie. Tatsächlich ist aber die Reichweite von vielen Faktoren abhängig – vor allem aber von Außentemparatur und gefahrener Geschwindigkeit.

Mein Wagen hat einen WLTP von 585km. Tatsächlich musste ich im Winter 2024 unter schwierigen Bedingungen schon nach 160km tanken – geschafft hätte ich maximal 300km

Nach der Winterfahrt kann von 585 km WLTP Reichweite nicht mehr die Rede sein – nur noch magere 266 km zeigt der Wagen nach dem Aufladen an. Dazu muss man wissen, daß die angezeigte Reichweite bei BMW immer auf den vorherigen Verbrauchswerten basiert.

Deshalb muß man jetzt nicht gleich Angst haben – aber es zeigt, das man den reinen WLTP Werten nicht trauen darf. Wobei ich obigen Wert noch locker niedriger hinbekommen hätte, wenn ich mit höherer Geschwindigkeit als nur 130 km/h unterwegs gewesen wäre.

Wäre ich beispielsweise bei obiger Fahrt noch mit Fahrradträger unterwegs gewesen, wäre die Temperatur noch bei -10 Grad statt bei -4 Grad gewesen, hätte ich nicht den Wagen vorgewärmt und wäre ich mit 20km/h mehr unterwegs gewesen, dann hätte ich im Besten Falle noch 40% hinbekommen.

Zudem: Der WLTP Wert gibt die Reichweite bei 100% Ladung bis zu 0% Ladung an – aber spätestens bei 20% Ladung solltet ihr eine Ladesäule anfahren – d.h. ihr müsst eh 20% von der zu erwarteten Reichweite abziehen.

Nun ist es sicherlich nicht immer Winter und nicht jeder hat ein Ladeprofil, bei dem er immer nur auf Langstrecke unterwegs ist. Aber tatsächlich sehe ich – gerade unter winterlichen Bedingungen, die es ja auch immer noch gibt – einige Gründe, warum eine hohe Akkuleistung wichtig ist – und der BMW hat immerhin eine 83kW Batterie!

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Im Sommer, nur Landstraße und ohne Klimaanlage habe ich auch 20% mehr hinbekommen als der WLTP angibt!

Nebenstehend mal ein Beispiel einer Fahrtstrecke in Holland (Tempo 100 gilt dort auf Autobahnen!) – in dem Fall im Sommer – zusätzlich mit Fahrradträger und 2 Fahrrädern am Heck.. 18,8 kWh ist hier ein verdammt guter Wert und hat mich selbst überrascht – hatte mit Träger wesentlich mehr erwartet.

Der Navigationssoftware eures Autos kommt hier entscheidende Bedeutung bei: Sie muß alle diese Daten kennen – also Außentemparatur, Wettersituation, aktuelle Beladung, und vor allem auch Ziel und Geländeprofil. Sonst werden Sie u.U. viel zu früh laden müssen – und dann ist vielleicht gerade dort dann keine Ladesäule! Hier gibt es definitiv noch viel “Room for Improvement” für die Hersteller. Falls ihr noch kein E-Auto besitzt, berücksichtigt beim Kauf diese Funktionen.

Tipp: Achtet auf die zu erwartende SoC am Ziel. Leider wird diese nicht immer Navigationssystem an erster Stelle angezeigt. Wer schnell nach Hause kommen will um dort zu laden, kann mittels der SoC am Ziel vermeiden, noch kurz vorher nachladen zu müssen. So habe ich es wiederholt geschafft durch Reduzierung der Geschwindigkeit von 130 auf 100 doch noch mit 5% zuhause anzukommen, nachdem mir noch 1h vor Ankunft die Navigationssoftware mitgeteilt hat, das ich auf jeden Fall 10km vor dem Ziel noch laden müsste!

Tipp 2: siehe nächstes Kapitel

Tempomat

Nicht von ungefähr ist der Tempomat in E-Autos Pflicht. Zur Erhöhung der Reichweite ist aber vor allem ein Tempomat mit aktiver Geschwindigkeitsregelung und Stop/Go Funktion sehr von Vorteil.

Diese Systeme können nämlich wesentlich besser den Grad der Rekuperation und das optimale Beschleunigungs- und Bremsverhalten errechnen, als wir selbst.

Gleiches gilt für die Navigationssoftware:

Batterie und Technik

Ein Akku hat so seine “Eigenheiten” – und als E-Autofahrer sollten wir einige davon kennen:

  • Den Akku sollten wir maximal auf 80% SoC laden – es sei denn wir fahren direkt danach los – aber eine Stunde später fahren nachdem ihr 100% habt ist auch kein Problem. Je nach PKW gibt es auch dort die Option, das der Wagen zur Abfahrtszeit erst auf 100% geladen wird. Leider nicht bei allen….
  • Umgekehrt sollte die SoC nicht unter 20% fallen – und wenn doch, sollte man danach möglichst wieder laden.
  • Am Besten geht es den Elektronen in der Batterie bei 50% – wer also länger seinen Wagen stehen lässt – wir reden da eher von Monaten als von Tagen – sollte überlegen die Batterie in diesem Rahmen geladen zu haben.
  • Akkus laden nicht immer gleich schnell – sie haben eine Ladekurve . Und wenn ein Auto tolle 210 KW Ladelesitung hat, so wird man die nur bei warmen Akku am Anfang des Ladens haben, wie unten angegebene Ladekurve zeigt. Tatsächlich habe ich meinen i4 (von dem ist die untere Kurve), maximal auf 190 kW/h bekommen.
  • Wie man aus der Kurve auch erkennen kann: Die Ladedauer erhöht sich ab 80% Kapazität massiv. Es lohnt also nicht an der DC Ladesäule über 80% zu laden – fahrt lieber weiter und ladet notfalls später noch einmal – falls dies überhaupt nötig sein sollte.
  • Die Ladeleistung ist auch von der Ladesäule abhängig. Eine 300 kWh Ladesäule teilt die Leistung (in der Regel) unter zwei Anschlüssen auf – wenn also parallel noch ein zweiter Wagen lädt, geht die Leistung auf 150 kW/h runter!
  • Ein Akku lädt an DC schneller, wenn er auf Betriebstemparatur ist. Deshalb sollte der Akku im Winter auch vorgewärmt werden. Leider zeigt mein Wagen nicht an, wann denn der Akku Betriebstemparatur hat.

Lasst euch von all der Technik aber nicht beirren – man hat relativ schnell raus, auf was es beim Fahren – und da gehört das Laden dazu – ankommt.

Ihr seid nicht auf die Ladevorschläge des Navigationssystems angewiesen!

Ein Beispiel: Auf dem Weg von Koblenz nach Bremen empfiehlt mein Navigationssystem einen 300 kW Ladepark vor Osnabrück. Aber schon vor Münster habe ich Hunger bekommen und habe im Navi gesehen, das in 20km die nächste Raststätte ist, die auch eine 175kW Ladesäule hat. Diese Information liefert die Navigation bei der Umgebungssuche – und damit man dazu nicht beim Fahren abgelenkt wird, konnte ich das sogar einfach in den Sprachassistenten so eingeben.

Also habe ich manuell den Akku vorgewärmt und dort geladen. (ich hätte wohl auch ohne vorzuwärmen genug Zeit zum Laden gehabt).

Tipp: Im Winterbetrieb ist es übrigens sinnvoll, die Heizung im Wagen eingeschaltet zu lassen, bzw. 10min vor Ende des Ladevorgangs einzuschalten – würde ich beim Verbrenner natürlich nie machen. Der Grund: Das Aufheizen nach dem Ladevorgang benötigt wieder Energie – Energie die ich aber gerade eben erst geladen habe.

Rekuperation – oder: wozu brauch ich eine Bremse?

Rekuperation ist die Möglichkeit, während des Rollens des Autos Energie zurück zu gewinnen. Die Stärke der Rekuperation kann man meist einstellen. Je stärker die Einstellung, desto mehr bremst der Wagen ab. Wenn euch die Details interessieren, schaut mal auf diese Webseite.

Ihr könnt das damit vergleichen, wenn ihr einen Berg herunterrollt und dabei beim Verbrenner einen niedrigen Gang einlegt und somit mit “dem Motor bremst”. Beim E-Auto wird diese Energie dazu genutzt den Akku zu laden.

Wer häufiger mit dem Elektroauto fährt, wird schnell diese Funktion schätzen lernen. Schon auf einer leicht abschüssigen Strecke beginnt der Wagen – bei geringer Verlangsamung – den Akku aufzuladen. Den ganzen Vorgang nennt man auch “Segeln“. Und da man den Grad der Rekuperation auch über Schalter ändern kann, nutze ich auf der Landstraße den niedrigen Modus (D-Stellung) und in der Stadt den stärkeren B-Modus. Das führt dazu, das man kaum noch wirklich bremsen muss – der Wagen bremst ja von selbst.

Nachteil: Ein Freund von mir arbeitet beim TÜV und hat mir erzählt, das er immer häufiger E-Autos sieht, deren Bremsscheiben verrostet sind. Daher:

Auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Fahrzeugen – schaut nach, ob euer Wagen auch beim Bremsen rekuperiert. Zumindest die neueren Fahrzeuge sollten diese Funktion “drauf haben”.

Eco Modus – Pro Modus – Powermodus?

Wie auch bei den vielen (vor allem Automatik-)Verbrennern, gibt es auch beim E-Auto unterschiedliche Fahrtmodi. Diese sind je nach Hersteller unterschiedlich umgesetzt. Ich verwende inzwischen fast nur noch den Eco Modus – ganz selten den Powermodus, wenn die sportliche Ader in mir durchgeht :-).

In der Regel wird im Economymodus vor allem die Leistung der Klimaanlage reduziert indem die Lüfter langsamer laufen, oder einzelne Funktionen der Fahrstabilisation werden etwas reduziert. So schalte ich auf sehr holprigen Straßen manchmal in den Standardmodus – sonst merke ich beim BMW im Eco Modus kaum ein Unterschied beim Komfort.

Das wird aber bei jedem Wagen anders aussehen – insofern sollte man nicht zu viel in diesen Modus rein interpretieren. Immerhin schaffe ich schon im Eco Modus mehr Reichweite hinzubekommen.

Kosten

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Foto von Mohamed Hassan form PxHere

E-Auto fahren ist billiger als Verbrenner fahren

Diese Aussage hört man oft – aber sie ist leider nicht ganz richtig, weil Elektromobilität doch etwas komplizierter ist, als sich in einem einzigen Satz zusammenfassen lässt. Richtiger wäre folgender Satz:

E-Auto fahren ist billiger als Verbrenner, wenn man im Sommer ohne Anhänger fährt und ausschließlich an der heimischen Wallbox oder an AC Ladesäulen auflädt. Im Winter sind die Kosten – unter den o.g. Bedingungen (kein Anhänger, AC laden) nahezu identisch. (Stand März 2024).

Ich will hier keine Grundsatzdiskussion zum Elektroauto provozieren – aber da es hierzu immer wieder die tollsten “Fake”news gibt, möchte ich euch meine Aussage dann doch einmal kurz erläutern. Dabei sind die hier gezeigten Dokumente alle aus eigener Erfahrung – und bitte nicht darüber wundern, dass die Beschreibung etwas detaillierter ist – leider kommt es auf die Details an!

Fahrprofil: Am 14.01. fuhren wir zu dritt von Koblenz aus nach Saarbrücken. Die Außentemparatur betrug ca. -5 Grad, teilweise starker Gegenwind. Wagen wurde vor Abfahrt an Wallbox vorgewärmt. Über die A61 und A1 konstant zwischen 130 und 140 km/h. Zwischenladestation war Reinsfeld – 400m höher als Koblenz – vom Navigationssystem ausgegeben worden, da ich mit 50% Ladekapazität in SB ankommen wollte (vor Ort habe ich keine Ladeoption). Der Wagen hat eine Wärmepumpe und hat ca. 20 min vor Erreichen der Ladesäule den Akku auf optimale Ladetemperatur vorgewärmt.

Die Ladestation Reinsfeld wird von EnbW betrieben – es handelt sich um einen Schnelllader bis 150 kW/h DC.

Nebenstehend die Rechnung von EnBW. Ladekosten von 61ct /kWh sind an einem Schnelllader sogar noch günstig – vor allem wenn man keinen Vertrag mit monatlicher Gebühr vereinbart hat.

Mal abgesehen von der durchaus guten Ladegeschwindigkeit (durchgehend >100kW/h), gilt es hier den Verbrauch zu beachten.

Der Verbrauch im Winter bei Minusgraden steigt – gerade bei Autobahnfahrten – massiv an. Hier hatten wir 29.8 kWh/100km. Die Kosten für 100 km lagen also – obige Rechnung mit berücksichtigt – bei 29,8 kW/h x 61ct/kWh = 18,17€.

Mein alter Audi A6 TDI hätte ca. 8l / 100km benötigt und bei einem Dieselpreis von 1,70€ wären das 13,60€.

Anmerkung für die Pedanten: Auf dem Rückweg war der Verbrauch nur ca. 10% geringer aufgrund dessen, dass ich dort 400m Gefälle hatte (dafür eine defekte DC Ladesäule – das ist aber ein anderes Thema)

Wir sehen:

Im Winter kann das Fahren mit Elektroauto bis zu 30% teurer sein! Trotzdem ist die Aussage falsch, das im Winter Elektroautos viel mehr kosten als ein Verbrenner.

Aktuelle Fahrstatistik: Verbrauch Winter/Sommer

Dazu mal die Übersicht des gesamten Januars (oben rechts im Bild) – mit einem Fahrprofil welches zwar auch obige “Langstrecke” beinhaltet, aber auch diverse Kurzstreckenfahrten bzw. Überlandfahrten. Der Gesamtverbrauch im Januar lag hier bei 22,9 also ca. 23 kWh/100km. Hätte ich die ausschließlich an DC Ladesäulen “getankt”, dann hätte ich dafür 14,03€ bezahlt. Tatsächlich ist das aber unrealistisch – mindestens die Hälfte war an der heimischen Wallbox und der Preis zuhause für AC Laden beträgt ca. 33ct. Dann kommen wir auf 10,81€ und sind somit wieder 25% günstiger als der Verbrenner.

Es gibt nur wenige Fahrprofile, die dazu führen, dass das Fahren mit dem Elektroauto im Winter teurer ist, als mit einem Verbrenner.

Dazu noch ein anderer Tipp: Wenn ihr zuhause laden könnt, dann solltet ihr im Winter auch zuhause den Wagen vorwärmen solange er noch am Kabel hängt. Gerade wenn ihr nur Kurzstrecken fahrt, wir sonst viel Energie pro km für das Laden aufgewendet und ihr werdet euch über euren hohen Verbrauch wundern!

Fahren mit Anhänger

In der Anfangszeit der E-Mobilität gab es fast keine Fahrzeuge mit Anhängekupplung. Einer der ersten Wagen war 2020 der Polestar 2. Inzwischen gibt es allerdings – vor allem höherwertige Modelle – welche mit AHK ausgestattet sind.

Das Fahren mit Anhänger kostet selbstverständlich mehr Energie – vor allem aber ist das Laden mit Anhänger eine echte Herausforderung! Flame on: Es gibt leider nur ganz wenige Ladestationen – in der Regel Ladeparks – welches es einem ermöglichen mit Anhänger an die Ladestation zu fahren. Tatsächlich muß man erst mühsam einen Parkplatz für den Anhänger suchen, dort abkuppeln und dann mit dem PKW zur Ladestation fahren. An Autobahnraststätten funktioniert das meistens gar nicht, da die Ladestationen im Anfangsbereich der Raststätten sind und ihr dann rückwärts, gegen den Verkehr zurückstossen müsst.

Auch wenn es einige Zeitgenossen es angeblich gemeistert haben – mir wäre das zu viel Streß. An jeder Tankstelle kann ich problemlos mit einem Gespann tanken – warum dann nicht auch an einer Strom-Tankstelle?

Warum ich trotzdem eine Anhängekupplung habe, hängt damit zusammen, dass ich gerne Fahrradtouren mache und dabei die Räder auf einem Fahrradträger befestige, welcher an der AHK befestigt ist. Damit lassen sich auch noch (die meisten….) Ladestationen problemlos rückwärts anfahren4beim i4 ist die Ladebuchse hinten rechts.

Leider ist obiges Bild auch mal wieder von einer holländischen Ladestation. Viele deutsche Ladestationen sind so kurz, dass das Laden mit Fahrradträger nicht möglich ist, weil direkt davor die Straße verläuft und man dann halb auf er Straße steht.

Es gibt diverse Apps fürs Smartphone (einige davon habe ich hier vorgestellt), welche mit Apple Carplay oder Android Auto auch in das Display und die Ausgabe eure E-Autos integriert sind. Aber leider weiss euer Smartphone nicht, wie viel SoC euer Akku hat und kann entsprechend auch nicht vorausschauend für euch planen. Deshalb:

Ein gutes (…) Navigationssystem kennt nicht nur den SoC eures Wagens, es kennt auch euer Ziel und weiss um die Anzahl an Steigungen und Gefälle auf dem Weg dorthin. Es weiss, welche Ladesäulen frei sind und welche als nächste angefahren werden und es kennt euren Fahrstil. Zudem ist das Verlustverhalten der Batterie bekannt und kann mit in die Routenplanung einfließen. Insofern ist die im Auto eingebaute Navigationssoftware wesentlich genauer was die Soc am Ziel bzw. an der Ladesäule anbelangt als jede Smartphone-App.

Deshalb sind Apps nicht nutzlos – gerade wer längere, unbekannte Strecken plant, kann damit nach Ladeparks filtern, oder nach Favoriten, nach Bezahlarten, Kosten und noch vieles mehr. Da können leider noch viele Navigationssysteme bis heute nicht mithalten. Tatsächlich hat mein BMW bis heute keine Option, von mir favorisierte Ladeparks bevorzugt anzufahren.

Leider sind aber Navigationssysteme nur am Anfang kostenlos – später lassen sich die Hersteller die Aktualisierung teuer bezahlen. Und gerade jetzt kommen kontinuierlich neue Ladesäulen europaweit hinzu, die eure Navigation dann aber leider nicht kennt. Die Aktualisierung ist leider auch nicht immer einheitlich. BMW und viele andere machen das über einen s.g. OTA – Over The Air – Update automatisch – eine Lizenz vorausgesetzt.

Ein OTA kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Immer ist dazu aber eine Internetverbindung erforderlich. BMW nutzt (übrigens vor allem aus Sicherheitsgründen!) ausschließlich die interne SIM Karte.

Fahren im Ausland

Zum Laden im Ausland habe ich ja schon einiges geschrieben. Da nicht nur Deutschland, sondern alle europäischen Länder, die Elektromobilität vorantreiben wollen, gibt es aber auch in jedem Falle noch einige Sonderregeln zu beachten.

Foto von PxHere

Leider findet man diese “Sonderregelungen” erst, wenn man wirklich an Ort und Stelle ist, um sich dann darüber zu ärgern, dass man gerade diese Information leider nicht hatte. Deshalb hier ein paar Tipps zu den mir bekannten Themen

Frankreich: In Paris benötigt ihr eine Plakette um mit dem E-Auto in die Innenstadt zu fahren. Ihre erhaltet diese Plakette für ca. 4,50€, indem ihr euren Wagen auf dieser Webseite anmeldet. Es dauert ca. 1 Woche bis die Plakette da ist – die Rechnung kann aber bis dahin auch als Nachweis verwendet werden. Die Plakette verliert erst mit einem anderen Kennzeichen ihre Gültigkeit.

Holland: In Amsterdam kann man als E-Autofahrer kostenlos in der Stadt parken, wenn man gleichzeitig auch das Ladekabel angesteckt hat und sich bei Vattenfall – dem hauptsächlichen Netzbetreiber in Holland – über die Webseite https://my.goincharge.com identifiziert hat. Identifikation geht angeblich mit der App – tatsächlich ging es bei mir nur mit der Ladekarte, welche man nach Anmeldung in der App kostenlos zugesandt bekommt.

Österreich: Nicht selbst erfahren, aber die Information eines Kollegen aus Österreich: In Wien muss das Fahrzeug 10 Minuten nach Ende des Ladevorgangs beim Laden im Zeitraum 08:00 – 22:00 entfernt werden – ansonsten wird es teuer, weil man dann im Parkverbot steht. Dafür gibt es bei Wien Energie wohl keine Blockiergebühren-

Bestimmt habt ihr auch eure Erfahrungen gemacht – schreibt mir gerne und ich nehme diese hier mit auf!

Tipp: Wenn ihr häufiger im Ausland unterwegs seid, dann bedenkt, dass die meisten Autos nur die jeweils deutsche Aktualisierung über OTA5OVer the Air – oder zu deutsch über die eingebaute SIM Karte – bei Tesla und anderen wohl auch teilweise über das heimische WLAN möglich herunterladen. Innerhalb der Jahre werden aber in Europa sehr viele neue Ladestationen hinzukommen. Kontaktiert dazu euren Hersteller – in der Regel gibt es eine Option, über USB Anschluß das gesamte europäische Kartenmaterial zu laden6bei BMW über den s.g. Downloadmanager – der braucht inital einen Internetzugang – bei 100Mbs DSL dauert es ca. 1.5 h und einen mindestens 64GB großen leeren Stick.

Gerade wer in Grenzgebieten wohnt, dürfte da wohl Probleme bekommen. Wünschenswert wäre, wenn die Fahrzeughersteller generell die Option anbieten würden, wenigstens 2-3 Regionen auch im Ausland über OTA zu laden. Zumindest mein Wagen hat diese Option leider nicht.

Kommentare

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    Manchmal sind sie sogar ausgeschildert, aber man findet sie trotzdem nicht, weil sie irgendein Witzbold in die hinterste Ecke des Parkplatzes hinter die Mülltonnen platziert hat….
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    beim i4 ist die Ladebuchse hinten rechts
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    OVer the Air – oder zu deutsch über die eingebaute SIM Karte – bei Tesla und anderen wohl auch teilweise über das heimische WLAN möglich
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    bei BMW über den s.g. Downloadmanager – der braucht inital einen Internetzugang – bei 100Mbs DSL dauert es ca. 1.5 h und einen mindestens 64GB großen leeren Stick.

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